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Home/Newscenter/Historisch, sensationell und verdient: Der erste nationale Titel für das Wolfsrudel aus Weißenfels

Kochs NachschlagHistorisch, sensationell und verdient: Der erste nationale Titel für das Wolfsrudel aus Weißenfels

17. Februar 2025
Im Vorfeld des Pokalwochenendes in Weißenfels gab es große Einigkeit unter den Fachleuten. Alle Experten tippten beim VIMODROM TOP FOUR um den BBL Pokal auf den FC Bayern München als Pokalsieger 2025. Alle lagen falsch und müssen sich jetzt als vermeintliche Experten einstufen lassen.

Im Vorfeld des Pokalwochenendes in Weißenfels gab es große Einigkeit unter den Fachleuten. Alle Experten tippten beim VIMODROM TOP FOUR um den BBL Pokal auf den FC Bayern München als Pokalsieger 2025. Alle lagen falsch und müssen sich jetzt als vermeintliche Experten einstufen lassen. Dazu zähle auch ich selbst, wobei es mir zumindest ein kleiner Trost ist, dass ich in meiner Vorschau die Schlüsselspieler und -tugenden des neuen Titelträgers richtig prognostizierte. Jetzt gilt es aber, deutlich auszusprechen, dass der SYNTAINICS MBC der verdiente Gewinner des BBL-Pokals ist und dies gleich in doppelter Hinsicht. Einerseits hat die Mannschaft am Wochenende den besten Basketball aller Teilnehmer gespielt, und darüber hinaus hat es sich der gesamte Klub durch seine beharrliche und bodenständige Arbeit verdient, jetzt im Rampenlicht zu stehen. Herzlichen Glückwunsch!

Der Macher Martin Geissler

Der Weg zum ersten nationalen Titel ist untrennbar mit dem Namen Martin Geissler verbunden. 2002 übernahm er als Teenager seine erste Aufgabe im Klub. Nach dem Start als Pressesprecher, auf den der Posten des Teammanagers folgte, übernahm der gebürtige Weißenfelser 2008 das Ruder als Geschäftsführer. Seit 2016 fungiert er als geschäftsführender Gesellschafter, mittlerweile ist er alleiniger Geschäftsführer der MBC-Betreibergesellschaft. Es ist schon ein Kunststück, in einer strukturschwachen Region einen Klub so zielsicher und erfolgreich zu lotsen. Der SYNTAINICS MBC verfügt Jahr für Jahr über einen der kleinsten Etats der Liga, hat sich aber seit 2017 in der höchsten deutschen Spielklasse festgesetzt, was in erster Linie ein Verdienst Geisslers ist. Nach den Turbulenzen des Jahres 2004 mit dem Gewinn der FIBA EuroCup Challenge und dem Zwangsabstieg aufgrund der Insolvenz war ab 2008 unter der Ägide des mittlerweile 40-Jährigen Solidität angesagt.

Zwar stiegen die Wölfe 2011 und 2016 noch einmal aus der Beletage ab, schafften aber jeweils unmittelbar den Wiederaufstieg und flirten diese Saison sogar mit den Playoffs. Man bedenke zum Vergleich: In einer Ära, in der die erste Liga sich beachtlich weiterentwickelt hat, konnten einige einst in der Beletage etablierte Traditionsstandorte wie Gießen (fünfmal Meister, dreimal Pokalsieger), Hagen (einmal Meister, zweimal Pokalsieger), Bayreuth (einmal Meister, zweimal Pokalsieger) oder Trier (zweimal Pokalsieger) nicht Schritt halten und spielen aktuell in der zweiten Liga. Der Klub aus Mitteldeutschland aber ist nicht nur immer noch erstklassig (bei den Frauen übrigens auch), sondern jetzt sogar sensationell Pokalsieger. Das ist der Lohn für überlegtes und nachhaltiges Handeln im Management. Martin Geissler vorneweg, aber auch seine Crew im Hintergrund dürfen darauf zu Recht stolz sein.

Die Mannschaft

Die Weißenfelser sind ein wenig holprig in die Saison gestartet. Der Anspruch des neuen Head Coaches Janis Gailitis, die Mannschaft vor allem defensiv zu verbessern, konnte bislang nur sehr bedingt umgesetzt werden. Der MBC liefert das zweitschlechteste Defensiv-Rating der Liga (nur das abgeschlagene Schlusslicht BG Göttingen ist in der Verteidigung noch schwächer), war aber am Wochenende in Sphären unterwegs, die über dem saisonalen Durchschnitt lagen. Herausheben möchte ich hier die Flexibilität von Ty Brewer, der alle fünf Positionen verteidigen kann.

Das Prunkstück der Mannschaft ist aber ohne Frage die Offensive. Die Wölfe zeigen attraktiven Basketball mit einer ausbalancierten Mischung aus an Ballbewegung orientiertem Teamplay und individuellen Qualitäten. Letztere zeigte kein Spieler eindrucksvoller als der 1,97 Meter große Linkshänder Michael Devoe, der nach zwei Auftritten als Schweizer Taschenmesser entsprechend auch die MVP-Auszeichnung entgegennehmen durfte. Die Rollenverteilung ist klar, die Rollenakzeptanz hoch. Der MBC kann mit kleineren Formationen (Tyren Johnson oder gar Ty Brewer auf der 5) Match-Up-Probleme kreieren. Neben den Startern Charles Callison, Spencer Reaves (der bessere Passqualitäten zeigte, als ihm in der Vergangenheit zugesprochen worden waren), Brewer, Johnson und dem grandiosen Arbeitstier Martin Breunig sowie dem überragenden sechsten Mann Devoe spielte am Pokalwochenende nur noch der Ukrainer Ivan Tkachenko eine größere Rolle. Aber dieser relativ alten Truppe ging trotz der kleinen Rotation nicht die Puste aus. Und so bleibt Gailitis in Pokalspielen ungeschlagen. Nach drei Triumphen in seiner Heimat Lettland, wo dieser Wettbewerb erst 2021 eingeführt wurde, ist der 39-Jährige jetzt auf Anhieb auch Deutscher Pokalsieger geworden!

Kochs Nachschlag

Man darf diesen Pokalsieg des SYNTAINICS MBC getrost als historisch bezeichnen. Selten war eine Mannschaft vor einem TOP FOUR deutlicher favorisiert als die Bayern in diesem Jahr. Auch wenn die Weißenfelser den Heimvorteil genossen, ist „Sensation“ kein übertriebener Begriff für ihren Halbfinalerfolg. Als aktuell Zehnter der Liga sind sie der am schlechtesten platzierte Titelträger seit dem MTV Wolfenbüttel vor 53 Jahren. Und wer hätte gedacht, dass der 37-jährige John Bryant mit dem MBC seinen ersten Pokaltitel feiern würde? Die Wölfe haben dafür gesorgt, dass dieses Finalturnier, das im Vorfeld von einigen negativen und skeptischen Stimmen begleitet worden war, noch lange in positiver Erinnerung bleiben wird.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.