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Home/Newscenter/Zwischen BBL-Playoffs und NBA-Draft: Die Sonderregeln für die beiden Ulmer Megatalente

Kochs NachschlagZwischen BBL-Playoffs und NBA-Draft: Die Sonderregeln für die beiden Ulmer Megatalente

06. Juni 2025
Die Playoffs haben bislang einiges zu bieten. ALBA BERLIN wurde als Euroleague-Teilnehmer in der ersten Runde mit dem Besen aus dem Wettbewerb gekehrt, und die MLP Academics Heidelberg und die FIT/One Würzburg Baskets erreichten ohne Heimvorteil das Halbfinale, wo sie bereits jeweils ein Spiel gegen die Favoriten aus München und Ulm gewannen. Aber die größte Geschichte schreiben die jungen Talente der Liga, die mich mit ihren Leistungen zum Schwärmen bringen.

Die Playoffs haben bislang einiges zu bieten. ALBA BERLIN wurde als Euroleague-Teilnehmer in der ersten Runde mit dem Besen aus dem Wettbewerb gekehrt, und die MLP Academics Heidelberg und die FIT/One Würzburg Baskets erreichten ohne Heimvorteil das Halbfinale, wo sie bereits jeweils ein Spiel gegen die Favoriten aus München und Ulm gewannen. Aber die größte Geschichte schreiben die jungen Talente der Liga, die mich mit ihren Leistungen zum Schwärmen bringen. Die Auftritte der Ulmer Teenager Ben Saraf und Noa Essengue gegen Berlin (Highlights weiter unten) waren genauso beeindruckend wie das Duell der beiden besten deutschen Nachwuchsspieler Sananda Fru und Hannes Steinbach in der Serie zwischen Braunschweig und Würzburg. Neben den beiden Big Men (Fru zur University of Louisville und Steinbach zur University of Washington) wechseln wohl auch alle anderen deutschen U22-Topspieler ans College. Johann Grünloh wird von Vechta zur University of Virginia wechseln, Elias Rapieque von Berlin zu Kansas State, Jacob Patrick von Ludwigsburg zu Loyola Chicago und Ivan Kharchenkov wahrscheinlich von München zur University of Arizona, nachdem lange Zeit die University of North Carolina kolportiert wurde. Saraf und Essengue gehen in den NBA-Draft und haben aktuell deshalb besonders viel um die Ohren.

Was ist der Draft Combine?

Eigentlich müssen alle Spieler, die sich für das Auswahlverfahren angemeldet haben, am Draft Combine teilnehmen. Bei dieser Veranstaltung werden die Spieler vermessen und medizinisch untersucht, durchlaufen eine Reihe von Athletiktests, absolvieren Wurf-Drills, spielen 5-5 und müssen für bis zu zehn Interviews mit den Verantwortlichen interessierter Teams zur Verfügung stehen. Die meisten Spieler haben auch in diesem Jahr ihre Visitenkarte in Chicago abgegeben. Neben der Körperlänge und dem Gewicht wurden die Größe der Hände und die Armspannweite ermittelt, bei der Duke-Center Khaman Maluach mit 2,31 Meter die größte aufwies. Bei der Sprungkraft überragte Drake Powell (North Carolina), der aus dem Stand 95 Zentimeter zwischen seine Füße und den Boden brachte! Für (europäische) Spieler, die nicht nach Chicago kommen konnten, veranstaltet die NBA in dieser Woche einen zweiten Draft Combine in Treviso. Doch nachdem Ben Saraf und Noa Essengue nicht in den USA waren, sind sie jetzt auch nicht nach Italien gereist. Wie ist das möglich?

Die besondere Situation von Saraf und Essengue

Die NBA gewährt Spielern unter bestimmten Umständen Sonderregelungen. Dazu gehören die Geburt eines Kindes, ein Todesfall in der Familie, aber auch die Teilnahme an den Wettbewerbsspielen in der nationalen Meisterschaft für den aktuellen Verein. Letzteres Szenario greift bei Saraf und Essengue, wobei ihr Ulmer Arbeitgeber alle Anstrengungen unternimmt, um die Kooperation mit der NBA so reibungslos wie möglich zu gestalten. Zwar entfallen die Scrimmages für die beiden Megatalente, aber die wären auch in Treviso aufgrund der geringen Anzahl der Spieler vor Ort nicht möglich gewesen. Für die medizinischen Untersuchungen schickte die NBA einen Arzt nach Ulm, der unter anderem das komplette MRT-Screening übernahm. Die Interviews dürften aber die emotional anstrengendste Aufgabe für die Spieler gewesen sein, insbesondere auch, weil sie in Zeiten großer Playoff-Belastung stattfanden. Einige Teams schickten ihre Vertreter von Treviso an die Donau, um die Gespräche vor Ort zu führen, andere entschieden sich für die virtuelle Variante. Für die beiden Teenager ist es ein interessanter, aber auch intensiver Prozess in der entscheidenden Saisonphase.

Die Chancen

Wo werden die beiden Ulmer im Draft landen? Noa Essengue sehen viele Experten mittlerweile in den Top Ten. Der 18-Jährige ist einer der jüngsten Spieler, und seine athletischen Anlagen prädestinieren ihn für die NBA. Für seine Körperlänge von 2,05 Meter verfügt er über eine exzellente Schnelligkeit und Beweglichkeit. Sie sollten es ihm auch auf dem nächsten Niveau ermöglichen, unterschiedliche Spielertypen zu verteidigen. Sein kluges Verhalten abseits des Balles belegt, dass er auch über einen guten Basketball-IQ verfügt. Sein schmächtiger Körperbau wirft aber die Frage auf, ob er in der NBA als Power Forward spielen kann. Für einen Small Forward ist sein technischer Werkzeugkasten im Moment noch zu klein. Vor allem beim Wurf und Ballhandling müsste Essengue zulegen. Aber letztendlich gehört der Franzose zu jenen Spielern, die es durch ihre guten Instinkte schaffen, beeindruckende Zahlen aufzulegen.

Saraf bringt mit 1,97 Meter als Guard eine hervorragende Größe mit. Er kommt mit dem Dribbling auf seine bevorzugten Spots und schließt gut aus der Halbdistanz ab. Aber im Gegensatz zu Essengue verfügt der Linkshänder über eine überschaubare Athletik, die es ihm erschweren dürfte, die schnellen Spieler in der NBA zu verteidigen. Zudem fehlt es seinem Dreipunktewurf noch an Konstanz. Deshalb könnte der Israeli in die zweite Runde rutschen, aber aufgrund seiner bislang starken Playoff-Auftritte glaube ich das nicht.

Kochs Nachschlag

Der Draft findet am 25. (erste Runde) und 26. Juni (zweite Runde) statt, was den Youngstern erneut Terminprobleme bereiten könnte, da das fünfte BBL-Finale für den 26. Juni angesetzt ist. Keiner kann sagen, ob die Ulmer die Finalserie erreichen werden und ob diese über die volle Distanz gehen wird. Aber völlig unabhängig davon rate ich euch, die vier Top-Performer des Jahrgangs 2006 in den letzten Saisonspielen zu verfolgen und ihre Auftritte zu genießen. Ben Saraf, Noa Essengue, Ivan Kharchenkov und Hannes Steinbach werden wir in der nächsten Saison (aller Voraussicht nach) nicht mehr in der Liga erleben können.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital, DAZN und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Im Podcast "Talkin‘ Basketball", der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist, sprechen er und Oliver Dütschke regelmäßig mit Protagonisten aus der deutschen Basketballszene. Seine Kolumne zum BBL-Geschehen findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag".